European Skeptics Congress, Tag 2

Marko KovicBlog, Skeptiker-Blog2 Comments

Nach einem themen- und ereignisreichen ersten Konferenztag in Stockholm ging es heute Samstag, am 24. August, in nicht weniger intensivem Rhythmus weiter.

Dein Einstieg machte die schwedische Journalistin Anna Bäsen, die zum Thema «Undercover Health Journalism» referiert hat:

Anna Bäsen

Ana Bäsen ist investigative Boulevard-Journalistin, und deckt unlautere Praktiken bei nicht-wissenchaftlichen Heilverfahren auf, wie etwa dem im Foto abgelichteten «Naturheiler», welcher in Anschluss an Bäsens Berichterstattung sein Heilergeschäft aufgegeben hat.

Weiter zum Thema Journalismus und Mediern referierte Michael Marshall, Mitgründer der «Merseyside Skeptics Society» und aktiv u.a. in den Podcasts «Skeptics with a K» sowie «Be Reasonable». Michaels Vortrag trug den Titel «Bad News. PR and Spin in the Media»:

Marsh 1

Dieser Vortrag stellt meinen persönlichen bisherigen Höhepunkt der Konferenz dar, weil Michael ein Problem aufzeigt, das nach meinem Dafürhalten zentral ist: Medienunternehmen und -logiken wandeln sich dahingehend, dass immer weniger journalistisches Wissen und Kapazitäten für seriöse Wissenschaftsberichterstattung vorhanden sind, und somit die Türen für nicht- bzw. pseudowissenschaftliches PR-Kauderwelsch weit offen stehen.

Auch der darauffolgende Vortrag hatte es in sich – nicht alle Tage erzählt ein Astronaut über das Astronaut-Sein. Der schwedische Astronaut Christer Fuglesang erinnerte mit dem Vortrag «Did You Know that You Too are Co-Owner of a Space Agency?», dass auch Europa über eine Weltraumagentur, die ESA, verfügt:

Christer Fuglesang 1

Besonders beeindruckend bei Fuglesangs Vortrag waren die atemberaumbenden Bilder, welche seine Raumfahrten dokumentieren:

Christer Fuglesang 2

Vom Weltall in das Klassenzimmer holte uns Barbro Walker aus Deutschland, als sie in ihrem Vortrag «A Close Look at Brain Gym» diskutierte, ob die beliebte Methode zur Lernförderung namens «Brain Gym» auch hält, was sie verspricht:

Barbro Walker 1

Die Analyse von Brain Gym kommt zu einem fast erschütternd deutlichem Schluss:

Barbro Walker 2

Das stark mit dem Konzept des Qi aus der chinesischem Medizin operierende Brain Gym ist Humbug.

Als Skeptikerinnen und Skeptiker dürfen wir unseren kritischen Blick nicht bloss auf nicht-etablierte Theorien und Behauptungen einengen, sondern müssen auch den regulären, vermeintlich unproblematischen Wissenschaftsbetrieb kritisch begutachten. Einen Schritt in eben diese Richtung hat Tomasz Witkowski mit dem Vortrag «Are social sciences (and psychology) Cargo-Cult Sciences?» gemacht:

Tomasz 1

Mit «cargo cult science» ist der Vorwurf Richard Feynmanns gemeint, Sozialwissenschaften würden die Formalitäten von Wissenschaft übernehmen, in Tat und Wahrheit aber keine Wissenschaft betreiben. Diesen Pauschalvorwurf teilt Tomasz nicht, sieht aber durchaus erhebliche Probleme. Die Sozialwissenschaften lassen sich aber durch geeignete Gegensteuer immer noch ins Wissenschaftliche erretten:

Tomasz 2

In der Paneldiskussion «Journalism and critical thinking» wurde nochmals das wichtige Thema der Medien besprochen:

Panel

Der sich rasch abzeichnende Konsens war, dass Medien und journalistisches Personal funktionieren, wie sie funktionieren, und es entsprechend nötig sei, sich diesen Medienlogiken soweit anzupassen, um die skeptische Position einem breiten Publikum zu präsentieren. Ein wenig gefährlich schien bei den PanelistInnen der Fokus auf Boulevardmedien: Ein Boulevarbeitrag mag kurzfristig opportunistisch sein, doch sind Boulevardjournalistinnen und -journalisten die denkbar ungeeignetste Art von Medienpartnerschaft – in diesem Medienmilien sind Beziehungen zu Medienschaffenden eher volatiler Natur, und es ist oftmals nur eine Frage der Zeit, bis der mediale Dolchstoss kommt.

Catherine de Jong aus den Niederlanden ging in ihrem Vortrag «Pseudoscientific Addiction treatments» auf den wenig bekannten, aber doch auch wenig überraschenden Umstand ein, dass auch im Bereich der Suchttherapien Pseudowissenschaftliches anzutreffen ist:

Catherine de Jong 1

Als eines der Mittel, um gegen derartige nicht-wissenschaftliche Therapien vorzugehen, sieht Catherine wiederum die mediale Skandalisierung eklatanter Fälle:

Catherine de Jong 2

Der Abend klang mit einem gemütlichen Gala-Dinner aus:

Gala-Dinner 1

Gala-Dinner 2

Auch bei einem Gala-Dinner wird dem entdeckungsfreudigen skeptischen Geist einiges geboten. Zum Beispiel Bier mit Chili:

Gala-Dinner 3

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2 Comments on “European Skeptics Congress, Tag 2”

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