Samstags, halb zwölf in der grauen Industrie-Agglomeration von Zürich:

Die Informationen auf diesem Werbeschild lassen folgende Schlüsse zu:

• Die betroffene Drogerie ist im ersten Stock.
• Die betroffene Drogerie erachtet sich als [ECHT BIO].
• «Spagyrik» ist etwas, was bei Menschen und bei anderen Tieren helfen soll (Im Mindesten: Bei Pferden, Hunden, Katzen und Kühen.).

Bei Spagyrik handelt es sich um ein «alternativmedizinisches» Heilverfahren, deren Ursprung in der Lehre der Alchemie liegt. Der vielleicht berühmteste Schweizer von allen, Paracelsus, hatte die Grundlagen einer alchemistischen Arzneimittelzubereitung erfunden. Aus Paracelsus‘ Lehre entsanden im Laufe der Zeit mehrere Denkschulen, von denen Wikipedia einiger der heute geläufigeren auflistet.

In den obigen Fotos preist das Unternehmen HEIDAK dessen Spagyrik-Sortiment an. Auf der Homepage von HEIDAK wird unter dem Punkt Herstellung übersichtlich aufgezeigt, wie die spagyrischen Sprays entstehen; sogar ein sehenswertes Video dazu ist vorhanden:

Zur Frage der Wirksamkeit gibt ein bestimmter Arbeitsschritt einen gewichtigen Anhaltspunkt:

9. Potenzieren

Ausgewählte Essenzen werden anschliessend potenziert und auf diese Weise dynamisiert.

Bei Spagyrik wird also wie bei der Homöopathie verdünnt, bis keine chemischen Reaktionen der Ausgangssubstanzen mehr stattfinden können. Was soll stattdessen passieren? HEIDAK formuliert es wie folgt:

Das besondere Anliegen der Spagyrik ist es, aus einem natürlichen Ausgangsstoff (z.B. einer Heilpflanze oder einem Mineral) durch transformierende Laborprozesse ein feinstoffliches, energetisch hochaktives Heilmittel zu gewinnen, das auf die subtilen Ordnungs- und Steuerungsprozesse des Organismus regulierend einzuwirken vermag.

Spagyrika sind «feinstoffliche» und «energetisch hochaktive» Heilmittel, welche «regulierend» auf die «subtilen Ordnungs- und Steuerungsprozesse des Organismus» einwirken soll.

Oder, wie as andernorts formuliert steht:

Die rein natürlichen Ausgangsstoffe des HEIDAK-Systems wirken harmonisierend, die Selbstheilungskräfte werden angeregt.

Wenn ein Heilmittel lediglich «Selbstheilungskräfte» «anregen» soll, ist das im Grunde ein Eingeständnis, dass das Mittel selber keine nachweisbare Wirkung hat, und der ganze «energetische» und «feinstoffliche» Überbau nicht mehr als ein nach «sanfter Medizin» klingendes Versatzstück ist. Dass die Studienlage zu Spagyrik nicht über Nacherzählen von Anekdoten hinausgeht, ist denn auch keine Überraschung.