Bericht von der SkepKon 2017 in Berlin (29.04. bis 01.05.2017)

Bruno HunzikerBlog1 Comment

Die SkepKon wird alljährlich von der GWUP (Gesellschaft für die Wissenschaftliche Untersuchung paranormaler Phänomene) in einer deutschen Grossstadt durchgeführt. Die GWUP ist die Schwesterorganisation der Schweizer Skeptiker.

Nach ein paar Ehrenrunden über Berlin, weil ein unbemannter Koffer die Evakuation des Kontrollturms von Berlin-Tegel verursachte, kamen wir etwas verspätet am Eröffnungsnachmittag der SkepKon an. Sofort war klar, dass sich die Reise wieder gelohnt hatte. In bequemen Sesseln sitzend, durften wir beste Skeptiker-Unterhaltung geniessen. Unter dem Titel «Fakten sind sexy» wurden vier Stunden lang Fakten, Spaß und Musik rund um das Thema Verschwörungstheorien, Fake-News, Wissenschaft und kritisches Denken geboten. Aufgelockert wurde der Event von Tommy Krappweis und seiner Band und dem „Der Dunning Kruger Blues“ (Bild 1), ein paar weiteren rockigen Intermezzos und einigen Gedanken zum Thema «Aufklärung in der Postfaktokalypse»… Zum Ende des Nachmittags sorgten die «Science Busters» aus Österreich für humorvolle wissenschaftliche Unterhaltung.

Bild 1: Tommy Krappweis und Band führen den Dunning Kruger-Blues auf.

Abgeschlossen wurde der erste Tag durch die Vergabe des Carl Sagan-Preises, welcher an die beiden Journalisten Hristio Boytchev und Claudia Ruby ging. Die beiden haben «undercover» bei pseudomedizinischen Krebsbehandlern ermittelt. Sie haben, deklariert als Krebspatient mit Freundin, pseudomedizinische Praxen und Heilpraktiker aufgesucht, um deren teuren und wirkungslosen, teils sogar lebensbedrohenden Therapien zu dokumentieren.

Der zweite Tag begann mit einem Rückblick auf 30 Jahre GWUP, gefolgt von weiteren spannenden Themen, wie zum Beispiel der Frage, ob die Skeptiker überhaupt etwas erreicht haben. Natalie Grams, die Ex-Homöopathin, meinte, dass wir mindestens sie erreicht hätten. Die Ärztin und Homöopathin hatte nämlich harte Auseinandersetzungen mit den Skeptikern und wollte in einem Buch die Homöopathie verteidigen. In diesem Rahmen liess sie sich auf weitere Diskussionen ein und wechselte dann aufgrund der fehlenden Evidenz der Homöopathie-Wirksamkeit die Fronten. Heute ist sie selber sehr aktiv in der GWUP und leitet das Informationsnetzwerk Homöopathie (Bild 2).

Bild 2: Die Ärztin und Verfechterin evidenzbasierter Medizin, Natalie Grams.

Der Erfolg der Skeptiker-Aktivitäten ist nicht einfach so messbar. Ein wichtiges Grundthema an dieser SkepKon war die Frage, auf welchem Weg wir etwas erreichen können. Wie bringen wir unsere Argumente an die Frau und den Mann? Wie soll man in den sozialen Medien auftreten? Sachlich? Oder bissig und aggressiv? Wenig überraschend ist die Erkenntnis, dass man möglichst sachlich bleiben soll. Das ist nicht immer einfach, weil die Gegenseite mangels Argumenten oft rasch unsachlich und beleidigend agiert. Nichtsdestotrotz sachlich bleiben ist die Devise! Und in den sozialen Medien immer an die stillen Mitleser denken, denn die Unentschlossen sind unser Potenzial! Überzeugte Impfgegner, Esoteriker und Verschwörungstheoretiker sind kaum zu erreichen, aber die schweigende Mehrheit der Mitleser, die können wir mit Anstand und Sachlichkeit auf unsere Seite ziehen.

Interessant auch der Vortrag von Sebastian Hirsch. Er ist bei der Stiftung Warentest für den Internetauftritt und die Kommunikation in den sozialen Netzwerken zuständig und beantwortet dort Kommentare. Zahnpasta enthalte giftiges Fluorid, um Menschen zu töten. Die Mikrowellengeräte würden Strahlenschäden verursachen. Impfungen sollen Quecksilber enthalten. Hirsch antwortet sachlich mit Fakten. Das ist nicht immer einfach.

Ein weiteres Thema war die Frage, warum sich immer mehr Menschen der Alternativmedizin zuwenden. Macht die «Schul»medizin etwas falsch? Geht sie zu wenig auf die Patienten ein? Fragen, die nicht einfach oder gar nicht zu beantworten sind.

Weitere Themen waren «Wie erkennt man Pseudowissenschaften? An ihren Argumenten!», «Klima, Gentechnik und Nachhaltigkeit: Mit wissenschaftlichem Skeptizismus gegen Wunschdenken und Faktenleugnung» etc. Spannend auch der Vortrag von Florian Aigner zum Thema «Atomgefahr – zwischen Panikmache und Verharmlosung», eine sachliche Auseinandersetzung frei von jeglichen ideologischen Schützengräben.

Wir haben den Besuch der SkepKon 2017 wieder sehr genossen.

SAVE THE DATE: SkepKon 2018 (10.-12.05.2018) in Köln.

www.skepkon.org

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