„Susannchen glaubt nicht alles“ – Wieviel Skeptizismus braucht das Kind?

Andrea WalterBlog2 Comments

Als Mutter und Pädagogin bin ich besonders hellhörig, wenn meine Kinder Fragen stellen wie „Warum muss ich geimpft werden?“, „Können Sterne die Zukunft voraussagen?“ oder „Warum bekommt meine Freundin süße Globuli, und ich muss diesen bitteren Hustensaft nehmen?“ Genau das war vor etwa einem Jahr meine Motivation das Buch „Susannchen glaubt nicht alles“ zu schreiben – ein illustriertes Kinderbuch für Kinder ab dem 5. Lebensjahr.

Kinder sind von Natur aus wissensdurstig, vielseitig interessiert und saugen Informationen wie ein Schwamm auf. Sie lieben es, mit allen Sinnen zu forschen, die Welt zu entdecken, den Dingen auf den Grund zu gehen und sich durch Beobachtungen zu Neuem anregen zu lassen. Kinder verfügen aber auch über eine wunderbar lebhafte Fantasie, lieben die Vorstellung vom Osterhasen, von der Zahnfee oder von Trollen und Elfen. Der Glaube an Fantasiegestalten macht Kindern nicht nur Spaß, sondern fördert auch deren kognitive Entwicklung und steht dem rationalen Denken nicht im Weg. Im Gegenteil. Fantasie kann die Realität erweitern. Malen, Geschichten schreiben, töpfern, Sandburgen bauen – richtig kanalisiert kann die Fantasie Großes und Einzigartiges hervorbringen. Unwahrheiten und Halbwissen sind im Gegensatz zur kindlichen Fantasiewelt nie dienlich, und der Irrglaube ist keine gute Startposition ins Erwachsenenleben!

Doch wann beginnt das kritische Denken bei Kindern und wie stark sollte es von uns Erwachsenen gefördert und gestärkt werden? Wenn Kinder Fragen stellen, dann zeigen sie die Bereitschaft eine kindgerechte Antwort erhalten zu wollen. Dabei erleben wir unsere Kinder oft, wie sie sich in einem Balanceakt zwischen Vernunft und dem Wunsch etwas glauben zu wollen, bewegen. Wir tun unseren Kindern etwas sehr Gutes damit, wenn wir schon früh ihr Interesse an den Dingen, von denen sie umgeben sind, wecken. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen zu zeigen, die Informationsflut, von der sie umgeben sind, zu filtern. Das kindliche Interesse für die Wissenschaften, zum Beispiel durch naturwissenschaftliche Experimente zu wecken, ist hierfür ein guter und spannender Weg der gleichzeitig aber auch Grenzen zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit aufzeigt. Bereits im Vorschulalter – der elementaren Bildungszeit –  nehmen Kinder an den Dingen in ihrer Umgebung Anteil und versuchen, die Zusammenhänge ihres Umfeldes zu ergründen. Untersuchungen belegen, dass bereits bei Drei- bis Fünfjährigen die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für einen Zugang zu naturwissenschaftlichen Vorgängen angelegt sind. Ein Grund, die Naturwissenschaften früh in den kindlichen Alltag in zu integrieren. Kinder sollten die Chance haben, zu kritischen und selbstständigen Menschen heranwachsen zu können – zu Menschen, die sich für die Komplexität des Lebens und an all dem, was wir heute wissen, begeistern können und sich nicht damit zufriedengeben, Wissenslücken mit frei Erfundenem und beliebig austauschbaren Meinungen zu füllen. Denn Wissen macht Spaß und gibt Selbstvertrauen!

Leider verbreiten sich Fehlinformationen, Meinungen, Pseudowissenschaften und Ideologien sehr rasch und sind im Internet für jeden zugänglich, was oft zum Hindernis im kritischen Denkprozess wird. Ein stabiles Fundament an Wissen bereitet Kinder auf die Gefahren des Informations-Wirrwarrs vor. Die Grundlage für einen gesunden Filterungsprozess und kritischem Denken kann und sollte schon in jungen Jahren gelegt werden.

Genau das tut Susannchen auf ihrer spielerischen Suche nach essentiellen Antworten des Lebens: Was kann ich glauben? Was sollte ich hinterfragen? Die jungen LeserInnen können Susannchen durch eine ereignisreiche Woche begleiten, in der sie mit häufigen Verschwörungstheorien, Pseudomedizin oder mit Aberglauben konfrontiert wird. Das Buch ist richtungsweisend und als Anregung zu verstehen. Das Ende jeder einzelnen Geschichte wird daher ganz bewusst offen gehalten, um Raum für Diskussions,- Erklärungs,- und Erläuterungsprozesse mit den Eltern, Omas, Opas oder den Pädagogen zuzulassen.

Nach dem Motto: Kindern nicht vorgeben, was sie denken sollen, sondern sie auf ihrem Weg begleiten, und sie dabei unterstützen, zu selbständig denkenden Erwachsenen heranzuwachsen, die sich nicht so schnell etwas vormachen lassen.

Informationen zum Buch

„Susannchen glaubt nicht alles“ mit einem Vorwort vom bekannten Astronom und Wissenschaftskabarettist Dr. Florian Freistetter, und mit einer Leseempfehlung vom Deutschen Konsumentenbund.
48 Seiten, farbig illustriert
ISBN: 978-3- 9818366-6- 0
www.nibeverlag.com
https://supr.com/nibeverlag/kinderbuecher/susannchen-glaubt-nicht-alles

Zur Autorin

Andrea Walter (geboren 1980) ist Bloggerin und Autorin. Mit „Susannchen glaubt nicht alles“ schrieb sie ihr Kinderbuch-Debut. Die in Österreich lebende ausgebildete Pädagogin und zweifache Mutter ist Mitglied der Skeptikerbewegung. Als Gründerin der Initiative „Kein Gewerbeschein für Humbug – Wissenschaft als Maßstab“ engagiert sie sich ehrenamtlich für Esoterik-Geschädigte.

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