SkeptisCH – Folge 18: Über Fakten und Fiktion zu Sport und Ernährung

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Der Sommer naht, und die meisten von uns möchten ein bisschen mehr Sport treiben, ein bisschen Fett ab- und ein bisschen Muskeln aufbauen. Wer indes zu erfahren versucht, wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, läuft Gefahr, unter einer Flut aus Trend-Diäten, Beratungsbüchern und -websites, persönlichen Empfehlung und «Bro-Science» begraben zu werden.

In der heutigen Folge gibt der Sportphysiologe Dr. Marco Toigo von der ETH Zürich einen wissenschaftlichen Einblick in die tatsächliche Funktionsweise unserer Muskulatur und unseres Stoffwechsels, um im Dickicht der Laienexpertise für Durchblick zu sorgen und mit bestimmten Mythen aufzuräumen.

Wir wünschen gute Unterhaltung!

Direktdownload der Folge als MP3

Im Laufe des Podcasts sprechen wir auch über das Protein Myostatin und die Folgen dessen Inaktivierung, und erwähnen, dass im Internet Bilder von Hunden und Rindern zu finden sind, welche diesen Zustand aufweisen. Ein solcher Fall ist die Hündin Wendy (Bildquelle):

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Im Podcast verwendete Musik: Lied 1, Lied 2.

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5 Comments on “SkeptisCH – Folge 18: Über Fakten und Fiktion zu Sport und Ernährung”

  1. Interessante, anregende Sendung! Überraschend finde ich, dass – bedingt durch die phasisch ablaufende Muskelproteinsynthese – die Einnahme von 20 g Molkenprotein oder einer proteinreichen Mahlzeit in Anschluss an das Training einen fördernden Effekt auf den Muskelaufbau hat. Offenbar ist die Spannbreite der Aminosäurekonzentration im Blut – – trotz „Pufferwirkung“ der Leber (!) – gross genug, um einen synergistischen Effekt zwischen Trainingsreiz und „Leucinstoss“ zu bewirken.
    Ein Fehler ist mir aufgefallen: Adrenalin und Noradrenalin werden als Corticosteroide bezeichnet. Diese Catecholamine sind weder Hormone der Nebennierenrinde (Cortico)noch Steroide.

  2. Sehr interessantes Gespräch was das Muskel-Thema anbelangt. Hinsichtlich den Aussagen zur Gewichtsregulation dürfte man aber durchaus skeptischer sein und die Tautologie des Energiebilanzmodells sehen, statt es als Erklärung zu verkaufen. Wie Gary Taubes nicht müde wird zu betonen, gibt es in der Gleichung delta_E = E(in) – E(out) keinen Kausalitätspfeil. Es hat keinerlei Erklärungskraft:
    „Why do we get fat? Because we overeat. How do we know we’re overeating? Because we’re getting fatter. And why are we getting fatter? Because we’re overeating. And so it goes, round and round.“[1]
    Was ist Ursache? Was ist Wirkung? Fragen, die die Thermodynamik nicht beantworten kann[2].

    Skepsis wäre auch angebracht hinsichtlich der Verwendung eines physikalischen Modells zur Beschreibung eines biologischen Vorgangs.[3] Wie kommt es, dass hier auf einmal die Physik die pseudowissenschaftliche Deutungshoheit erhält, wenn es sonst die Biologie ist, die sich mit dem Menschen beschäftigt? Die Erwähnung, dass Fettgewebe gewisse Rezeptoren besitzt und dass es im Allgemeinen bei Gewichtsregulation eigentlich um Fettgeweberegulation geht, war der richtige Ansatz. Leider ist es dann schnell in Richtung Energieaufnahme und -verbrauch abgedriftet. Es wäre aber nur folgerichtig zu Fragen was den Fettaufbau (Lipogenese) und den Fettabbau (Lipolyse) reguliert, um zu verstehen warum Fettgewebe fett wird. Was Fettgewebe fett macht, macht auch Menschen fett. In der wissenschaftlichen Literatur ist dann allerdings eine völlige Abkopplung der Fettgeweberegulation von der Körpergewichtsregulation zu finden[4]. Hier sollte Skeptizismus ansetzen und nicht den Fehler machen in Wissenschaftsgläubigkeit zu verfallen nur weil etwas wissenschaftlich klingt.

    [1] The science of obesity: what do we really know about what makes us fat? An essay by Gary Taubes BMJ 2013; 346 http://www.bmj.com/content/346/bmj.f1050
    [2] Ludwig/Friedman: Increasing Adiposity: Consequence or Cause of Overeating? JAMA. 2014;311(21):2167-2168 http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1871695
    [3] Gary Taubes: Treat obesity as physiology, not physics. Nature 492, 155 (13 December 2012) http://www.nature.com/news/treat-obesity-as-physiology-not-physics-1.12014
    [4] Gary Taubes – Why We Get Fat: The Diet/Weight Relationship, An Alternative Hypothesis https://www.youtube.com/watch?v=qEuIlQONcHw&t=53m33s

  3. Das schöne an der Wissenschaft ist, dass man eigentlich nichts weiss. Solange dass der Mensch nicht in seiner Komplexität studiert werden kann, sondern die Wissenschaft sich immer nur einem Teil widmen kann, wiederspiegelt keiner dieser Studien der Realität. So wundert es auch nicht, dass es praktisch zu jedem Thema eine Gegenstudie geben kann und die meisten Studien bereits nach Erscheinen überholt sind. Dass jetzt Marco Toigo es besser wissen sollte, wie alle anderen ist zu bezweifeln, denn auch er kann nicht mehr als von kleinen Teilen auf die Summe schliessen. Zwar sind Kritik und neue Ansätze immer willkommen, aber es ist auch klar, dass auch diese nicht wirklich mehr sind, als einen Versuch wert, es mal anders zu probieren. Was für deinen einen funktioniert, heisst noch lange nicht, dass dies auch für den anderen gilt. Und deshalb gibt es auch nicht die eine allumfassende Lösung, sondern eben für jedes Individuum eine massgeschneiderte Lösung.

  4. Danke für diesen Beitrag!

    Wie findet man heraus, dass man zu den Non-Responders gehört?
    Und angenommen, man weiss es: Was macht man mit dieser Information? Härter trainieren? Anders trainieren? Eher längere Erholungsphasen einlegen oder gleich das Handtuch werfen? Mehr Protein supplementieren oder eher weniger, weil eh kaum aufgebaut wird?
    Das wäre alles sehr nützlich zu wissen. 🙂

  5. Woran merkt man, dass man Non-Responder ist?
    Und angenommen, man weiss es: Wie sollte man sein Training anpassen?

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